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SALAMIS - Der Palast von Aias der Telamonier

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2021-04-30 2024-01-08 30.04.2021
Aegineten Glyptothek 0002
Aias, der Telamonier

Der „Palast von Aias, dem Telamonier“, und das Zusammentreffen von vielen anderen baulichen Spuren der späten mykenischen Epoche auf der mykenischen Akropolis von Salamis wurden mühsam und langsam in Kanakia auf Salamis aufgedeckt. Ab dem Jahr 2000 wurden 6 Jahre lang die systematischen Ausgrabungen wieder aufgenommen. Die gewaltigen Leistungen, auch finanzieller Art, die dafür erforderlich waren, wurden von der Universität Ioannina/Abteilung Archäologie getragen, welche auch die Oberaufsicht über die Ausgrabungen führte, ferner die Stiftung Joannis F. Kostopoulou und die Stiftung „Psycha“.
Die Ergebnisse und endgültigen Schlussfolgerungen, dass es sich um den „Palast von Aias, dem Telamonier“, handelt, stellte Giannis Lolos, Prof. für Prähistorische Archäologie an der Universität Ioannina, in seinen Mitteilungen und Vorträgen vor.

Mykenische Akropolis Kanakia Salamis 0010
Der Palast von Aias der Telamonier (Ajax der Große) in Kanakia Salamis.

Das Außergewöhnliche von Kanakia (der heutige Name des Ortes), der sowohl die Akropolis als auch die untere Stadt umfasst, ist die Tatsache, dass der Ort sogar über 2 natürliche Häfen verfügt. Schon dieses lässt an die Hegemonie der Aiakiden - und insbesonders an die des Aias, des Telamoniers, - denken. Ebenfalls wurden auf der Spitze noch Gebäudereste aus der Zeit nach 1300 v. Chr. gefunden. Wie die meisten politischen Zentren der mykenischen Epoche wurde auch sie kurz nach 1200 v. Chr. verlassen.
Am obersten Teil der Küste auf der Akropolis von Salamis sind bereits vorher bedeutende Gebäudeteile entdeckt worden, Reste von Gebäuden der spätmykenischen Epochen. Hier kam auch ein besonders großes Gebäude von palastartigem Charakter zu Tage.

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Der Palast von Aias der Telamonier (Ajax der Große) in Kanakia Salamis.

In einer Schicht, dort, wo mehrere Gebäude zusammentreffen, fanden Archäologen das zentrale Gebäude „Γ“ (Gamma/3) in Form eines Doppel-Megarons (Megaron = der Hauptraum des griechischen Hauses mit Vorhalle und Herd, speziell der Thronsaal in den kretisch-mykenischen Burgen). Der Gesamtkomplex des Palastes jedoch umfasst ein riesiges Ausmaß von 750 qm, eine Ebene, die aufgeteilt ist in 4 aufeinanderfolgende Flächen. Bis jetzt sind 33 Zimmer/Räume und zusätzliche Plätze ausgegraben worden. Eine Aufsicht auf das Megaron von Salamis verweist auf den gleichen Ursprung wie das Megaron der „Akropolis der Kyklopen“ in Midea /Argolis.

Die Kenntnis des strandseitig gelegenen Herrschaftssitzes im Zentrum von Salamis gibt, neben neuen Vergleichsmöglichkeiten, auch Kenntnissicherungen über eine „herrschaftliche Existenz“ (Königreiche) im Griechenland des 13. Jh. bis zum Beginn des 12. Jh. v. Chr.. Die Chronologie der Funde belegt die Blütezeit dieses Ortes in die gleiche Zeit wie die von Mykene, Tiryns und Pylos.

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Der Palast von Aias der Telamonier (Ajax der Große) in Kanakia Salamis.

Prof. Lolos bemerkt in seinen Mitteilungen, dass „die mykenische Hauptstadt von Salamis“ mit Sicherheit bei Kanakia festgelegt werden kann als die alte Stadt, d.h. die alte Hauptstadt der Insel, ausgebreitet in Richtung Süden, erwähnt insbesondere vom Geographen Strabon (IX.1.9) mit der Bemerkung, dass sie zu seiner Zeit allerdings schon verlassen war. In einer in Resten erhaltenen Inschrift des 1. Jh. v. Chr. auf der Akropolis befindet sich, zusammen erwähnt mit Kychreia, ebenfalls eine Erwähnung dieser Stadt.

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Der Palast von Aias der Telamonier (Ajax der Große) in Kanakia Salamis.

Diese Inschrift gab vielen Reiseführern und Archäologen seit Beginn des 19. Jh. den entscheidenden Hinweis zu einer objektiven Suche nach der Stadt.“ - Es handelt sich, so deuten es die Archäologen heute, um die Residenz der Aiakiden, d.h. um den Sitz des führenden Herrscherhauses, somit auch um die Residenz des Aias, des Telamoniers.

Prof. Lolos bestimmt den Ort der Hauptstadt des Aias auf der Akropolis von Kanakia auch dadurch, dass er in Einklang steht mit anderen antiken Quellen, wie Hesiod und Sophokles. Das „kleine nautische Königreich Salamis“ steht bei Homer (Neuer Katalog, 2. Gesang der Ilias) im Zusammenhang mit der gesamten damaligen griechisch mykenischen Welt. Gesichert ist auch, dass die Umgebung der alten Hauptstadt von Salamis seit mykenischer Zeit mit Pappeln bewaldet war, sodass genügend Holz für den Schiffsbau vorhanden war.

Selbstmord des Aias 0001

Selbstmord des Aias - Amphora, Athen, um 530 v. Chr., Werk des Malers Exekias, Ton, gebrannt, Höhe 45,1 cm, In schwarzfiguriger Technik bemalt, Fundort unbekannt, Sammlung: Chateau-Musee de Bologne (1884).

Aias, lat. „Ajax“ (unter diesem Namen auch in Deutschland bekannt), ist der Sohn des Telamon, des Königs von Salamis. Mit seinem Halbbruder Teukros zog er in den trojanischen Krieg. Bei Homer ist er neben Achilleus der größte und tapferste Held. Er rettete den Leichnam des Patroklos, des Freundes des Achilleus. Dieser hielt sich zeitweilig dem trojanischen Krieg fern (Homer: „Der Zorn des Achilleus“). Als Achilleus später im Kampf gegen die Trojaner fiel, war es wiederum Aias, der den Leichnam rettete. Beim Streit um die wertvollen Waffen des Achilleus wurden diese dem Odysseus zugeschrieben, was eine gewaltige Kränkung des Aias bedeutete. In seiner Wut wollte Aias alle griechischen Anführer ermorden, jedoch die Göttin Athene, Helferin und Beschützerin des Odysseus, schlug ihn mit Wahnsinn, sodass er nur ein Blutbad unter den Herdentieren der Griechen anrichtete. Als er wieder bei Sinnen war und seine Schande erkannte, beschloss er, Selbstmord zu begehen. Nicht einmal seine Sklavin und Gattin Tekmessa, die Mutter seines Sohnes Eurysakes, konnte ihn davon abhalten, sich in sein Schwert zu stürzen.

Sophokles hat diesen Stoff in einer Tragödie verarbeitet.
Darstellungen des Aias waren bei den griechischen Vasenmalern sehr beliebt und in verschiedenen Varianten als Thema verarbeitet. (z.B. Attisch-schwarzfigurige Amphore, signiert von Exekias, Achilleus und Aias beim Brettspiel, 540-530 v. Chr.)